Weiße Absolvia Nürnberg
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AH Wolfgang Demankowski: "Wawos Weinfeste waren legendär. Hatte man den Garten durch den naturgeflickten Zaun betreten, wurde man mit dem Trinkhorn begrüßt. Gelang es nicht, aus diesem fachgerecht zu trinken, so dass der Wein ins Gesicht schwappte, hatte Wawo eine Mordsgaudi. Oft zog sich das Gelage („Fressen und Saufen“, aber auch interessante Gespräche) bis zum Abend hin, ja sogar bis in die Nacht hinein; zum Glück fanden keine Alkoholkontrollen statt. An passenden Getränken mangelte es jedenfalls im Hause Hammerbacher nie. Ich kann mich jedoch noch an eine Silvesterfeier erinnern, an der es insbesondere Punsch gab. Die Gäste zechten wacker, mit dem Rest im Topf wurde immer wieder neu angesetzt. Doch als um 4 Uhr morgens kein Rotwein mehr vorhanden war, goss Wawo einfach nur noch Rum auf! Eine andere Leidenschaft war für Wawo der Wilde Kaiser. In die Berge zog es ihn immer wieder. Leider wurden sie ihm eines Tages zum Verhängnis. Er stürzte ab, überlebte dank seines zähen Lebenswillens, erholte sich jedoch nicht mehr so richtig. |
Wawo 1975 beim Bierpantschen während eines Umgekehrten Bierdorfs. |
Wawo hatte es nie nötig, mit den Leistungen seiner Vorfahren anzugeben. Bild von der Kneipe am 21.01.1977 im damaligen Gasthaus Deutschen Kaiser. |
Die letzten Jahre
war
er überwiegend ans Haus gefesselt. Hennes versuchte, die
Räume etwas wohnlicher zu
gestalten. Auch die Küche wurde renoviert, u.a. eine Mikrowelle angeschafft. Dies hielt Wawo für Teufelszeug: Er setzte sich stundenlang davor, um nachzuweisen, dass man davon Krebs bekomme. Auch der Umgang mit seiner Hella (Hella I bis V, Schäferhunde) wurde immer beschwerlicher. Vor Freude riss sie ihn manchmal um, so dass er stürzte. Freunde mussten nun mit Hella Gassi gehen. Auch die Mäusejagd musste Wawo einstellen: Er hatte sie immer in Lebendfallen gefangen und vor der Haustüre entlassen. Bis er jedoch ins Haus zurückgekehrt war, waren die Mäuse von hinten wieder herein gekommen. Die Fahrt zum Kellermeisterfest ins Burgund konnte Wawo nicht mehr mitmachen.Er starb kurz vorher 21.01.1992 und ruht am Petersfriedhof. Wir aßen und tranken sein Gedeck in seinem Sinne mit. |
Nach seinem Tod
sollte das Grundstück verkleinert und das
Haus in Eigentumswohnungen umgebaut werden. Doch dem Käufer ging im Laufe der Zeit das Geld aus, so dass auch die Hennes die ihr zugesicherte Wohnung nicht mehr vor ihrem Tod beziehen konnte. Inzwischen wartet die Späth-Villa immer noch auf Käufer, wie die Bautafel - Revitalisierung der „Villa im Park“ - vor dem Anwesen zeigt (Anm. der Redaktion: Dieser Artikel wurde 2007 geschrieben). Wir bewunderten Wawos phänomenales Gedächtnis, wenn er noch in hohem Alter lateinisch und griechisch zitierte. Andererseits stellten wir zu seinem 75. Geburtstag fest, dass er nun so alt geworden sei, wie er schon seit Jahren ausgesehen habe. |
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Venit ex sua domo beatus
ille homo
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Seine Freundlichkeit,
seine Hilfsbereitschaft, sein Wissen und sein
Humor werden immer unvergessen bleiben.
So werde ich nie vergessen, wie er meiner damaligen
jungen Begleitung weismachen wollte,
dass Maggi aus Tigerschnecken
gewonnen wird; diese werden in Böcke eingespannt
und aus den Streifen die Würze gepresst." Soweit der Artikel des damaligen AVN-Vorsitzenden Wolfgang Demankowski, erschienen in der Festschrift zum 100. Stiftungsfest 2007. War es Zufall, Schicksal oder vielleicht sogar Absicht: Am 18.03.2017, also fast genau 25 Jahre nach Wawos Tod, erschien in der Nürnberger Zeitung ein Artikel des Vereins Geschichte für alle, der die Umstände von Aufstieg und Niedergang der Wilhelm-Spaeth-Fabrik berichtet. |
AH Kurt B. Müller: "Ach, tut das gut, sich an Wawo zu erinnern, und wie traurig ist es doch, ihn und so manchen Anderen nicht mehr unter uns zu wissen, die jungen Menschen nicht nach dem Mund reden, wenn diese mit ihrer eingebildeten Lebenserfahrung argumentieren, sondern aus reichem Erleben dagegen halten können. Und wir durften sie noch kennen lernen und mit ihnen engen Umgang pflegen! Wie oft saß ich, manchmal im Mantel mangels Raumheizung, in der Villa Schultheißallee 30 zum Singen, Feiern, Ausklingenlassen oder hinter dem Haus, um den Sonnenaufgang nach einer Kneipe zu erwarten, bei Laternenschein und Wein! Im Kneipbuch Nr. 8 aus der Zeit 1928/29 habe ich vorhin nachgesehen, wie Wawo unterschrieben hat, und zwar mit ausgeschriebenem Vornamen, was er ja fast nie getan hat, aber anfänglich schon, später dann nur noch "W. Hamerbacher" mit einem Verdoppelungsstrich über dem "m", wie man das früher gemacht hat. Am 05.12.1928 kam er zum ersten Mal als Gast, am 29.06.1929 wurde er acceptiert, und er unterschrieb öfter mit "Walther Hammerbacher". Deine Bildunterschrift auf der Absolvenseite "Walther" ist also korrekt, nicht jedoch "Walter" in der Zeitung - Walther Wolfgang Hammerbacher! |
Geboren wurde er am 03.10.1909, Abitur 1930 (!), gestorben ist er am
21.01.1992, also vor 25 Jahren und zwei Monaten (ob der Verein für
Geschichte das gewusst hat?) im Alter von 83 Jahren. Er hat
Wirtschaftwissenschaften studiert und war, nach Auskunft von
Conphilistern, "Diplom-Wirtschaftwissenschafter" (nicht ...schaftler).
Die Trauerkneipe war am 31.01.1992; den Nekrolog habe, glaube ich, ich
gehalten. Zur Beerdigung wurde statt Blumen um Spenden für den
Alpenverein gebeten. Hennes (Henriette) übrigens ist am 13.02.1932 geboren, war also 23 Jahre jünger als er, und ist am 03.11.1998 mit 67 Jahren verstorben, sechs Jahre nach Wawo. Wawos Biername war "Suff", Bierfamilie "Spund", Lbb. Pickel, Lbf. Söllner und Hohenester (mein damaliger Botanikprofessor in den 70-er Jahren); er war Ehrenphilister der Studentenverbindung Bayern i. N.C.T.C. (an der Nürnberger Fachhochschule), aber anscheinend nicht dort aktiv gewesen." |