1. Aus Feuer ist der Geist geschaffen,

Drum schenkt mir süßes Feuer ein!
Die Lust der Lieder und der Waffen,
Die Lust der Liebe schenkt mir ein,
Der Trauben süßes Sonnenblut,
Das Wunder glaubt und Wunder tut,
Der Trauben süßes Sonnenblut,
Das Wunder glaubt und Wunder tut!

2. Was soll ich mit dem Zeuge machen,
Dem Wasser ohne Saft und Kraft,
Gemacht für Frösche, Kröten, Drachen,
Und für die ganze Würmerschaft?
Für Menschen muß es besser sein;
Drum bringet Wein und schenket ein!
Für Menschen muß es besser sein;
Drum bringet Wein und schenket ein!


3. O Wonnesaft der edlen Reben!
O Gegengift für jede Pein!
Wie matt und wässrig fließt das Leben,
Wie ohne Stern und Sonnenschein,
Wenn du, der einzig leuchten kann,
Nicht zündest deine Lichter an,
Wenn du, der einzig leuchten kann,
Nicht zündest deine Lichter an!

4. Es wäre Glauben, Liebe, Hoffen,
Und alle Herzensherrlichkeit
Im nassen Jammer längst ersoffen,
Und alles Leben hieße Leid,
Wärst du nicht in der Wassernot
Des Mutes Sporn, der Sorge Tod,
Wärst du nicht in der Wassernot
Des Mutes Sporn, der Sorge Tod!


5. Drum dreimal Ruf und Klang gegeben!
Ihr frohen Brüder, stoßet an!
Dem frischen kühnen Wind im Leben,
Der Schiff und Segel treiben kann!
Ruft Wein, klingt Wein und aber Wein!
Und trinket aus und schenket ein!
Ruft Wein, klingt Wein und aber Wein!
Und trinket aus und schenket ein!


Ernst Moritz Arndt, 1817 (1769-1860)

1. Bekränzt mit Laub den lieben, vollen Becher

|: Und trinkt ihn fröhlich leer! :|
In ganz Europia, ihr Herren Zecher,
|: Ist solch ein Wein nicht mehr. :|

2. Er kommt nicht her aus Ungarn noch aus Polen
|: Noch wo man Franzmänn'sch spricht, :|
Da mag Sankt Veit, der Ritter, Wein sich holen, |:
Wir holen ihn da nicht.

3. Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle,
|: Wie wär' er sonst so gut! :|
Wie wär' er sonst so edel, wäre stille
|: Und doch voll Kraft und Mut. :|

4. Er wächst nicht überall im Deutschen Reiche,
|: Und viele Berge, hört, :|
Sind, wie die weiland Kreter, faule Bäuche
|: Und nicht der Stelle wert. :|

5. Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
|: Gewächs, sieht aus wie Wein, :|
Ist's aber nicht, man kann dabei nicht singen,
|: Dabei nicht fröhlich sein. :|

6. Im Erzgebirge dürft ihr auch nicht suchen,
|: Wenn Wein ihr finden wollt, :|
Das bringt nur Silbererz und Kobaltkuchen
|: Und etwas Lausegold. :|

7. Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,
|: Er macht nur Wind, wie der, :|
Drum tanzen auch der Kuckuck und sein Küster |:
Auf ihm die kreuz und quer. :|

8. Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben,
|: Gesegnet sei der Rhein! :|
Da wachsen sie am Ufer hin und geben
|: Uns diesen Labewein. :|

9. So trinkt ihn denn, und laßt uns allewege
|: Uns freu'n und fröhlich sein! :|
Und wüßten wir, wo jemand traurig läge,
|: Wir gäben ihm den Wein. :|

Matthias Claudius, 1777 (1740-1815)

1. Bringt mir Blut der edlen Reben,
Bringt mir Wein!

|: Wie ein Frühlingsvogel schweben
In den Lüften soll mein Leben
In dem Wein, in dem Wein! :|

2. Bringt mir Efeu, bringt mir Rosen
Zu dem Wein!
|: Mag Fortuna sich erbosen,
Selbst will ich mein Glück mir losen
In dem Wein, in dem Wein! :|

3. Bringt mir auch - das darf nicht fehlen,
Bei dem Wein -
|: Echte treue deutsche Seelen
Und Gesang aus hellen Kehlen,
Zu dem Wein, zu dem Wein! :|

4. Klang dir, Bacchus, Gott der Liebe
In dem Wein!
|: Sorgen fliehen fort wie Diebe,
Und die Helden glühn die Triebe
Durch den Wein, durch den Wein! :|

5. Höchster Klang, wem sollst du klingen
In dem Wein?
|: Süßestes von allen Dingen,
Dir, o Freiheit, will ich's bringen
In dem Wein, in dem Wein! :|

Ernst Moritz Arndt, 1817 (1769-1860)











Wawo (1909-1992) am 21. Jan. 1977

1. Das war der Graf von Rüdesheim,
mit Gütern reich beglückt,
der hat des Winzers holder Maid
zu tief ins Aug geblickt.
Doch als er ihr die Lieb gestand,
lacht sie ihm ins Gesicht;
Der Graf ritt tief gekränkt nach Haus
und mied des Tages Licht.
|: Und er saß und vergaß
in seiner Burg am Rhein
seinen Schmerz, denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein. :|

2. Wohl sieben Jahre saß er so
geschieden von der Welt
und gab für Rüdesheimer Wein
hin all sein Gut und Geld;
Wohl vierzig Güter gab er hin
für edles Rebenblut,
und als das letzte Jahr verging,
ging auch das letzte Gut.
|: Also saß und vergaß
er in der Burg am Rhein
seinen Schmerz, denn das Herz
tröstet Rüdesheimer Wein. :|

3. Doch als das letzte Gut vertan,
Ging es dem Grafen schlecht;
Ein andrer Herr bezog das Schloß,
Da ward der Graf ein Knecht.
Die ganze Woche plagt er sich
Im Wirtshaus an der Burg;
Was in der Woche er verdient,
Bracht er am Sonntag durch.
|: Und dann saß und vergaß
Er im Kellerloch am Rhein
Seinen Schmerz, denn das Herz
Tröstet Rüdesheimer Wein. :|

4. Und die euch diese Lied erdacht,
Die waren selber dort;
Zu Fuß kam man den Berg herab,
Die Gelder waren fort.
Man haderte mit dem Geschick
Und härmte sich gar sehr;
Da hörte man vom edlen Graf
Die wundersame Mär.
|: Und man saß und vergaß
Vor seiner Burg am Rhein
Allen Schmerz, denn das Herz
Tröstet Rüdesheimer Wein. :|

Text: Ernst Bloch und Albert Georg Benda
Musik: Hugo Michaelis

1875